Delegation des Landkreises in Bois Guillaume und Isneauville

Gedenken zum Ende des Krieges vor 80 Jahren

Auf Einladung der Partnerschaftsorganisation Europe Échanges reiste eine Delegation aus dem Landkreis Uelzen in die Normandie nach Frankreich. Anlass war der 8. Mai, der auch in Frankreich als Feiertag begangen wird. Hier nicht mit Militärparaden sondern in Gedenken an die Opfer des Krieges, der vor jetzt 80 Jahren endete.

In Bois Guillaume folgten die Gäste zwei Fahnen tragenden Veteranen zunächst an die Ehrenmäler für gefallene Soldaten aus Kanada und Groß Britannien. Stellvertretender Landrat Léonard Hyfing legte dann gemeinsam mit Bürgermeistern Théo Pérez ein Blumenbouquet am Ehrenmahl für die französischen Opfer der Weltkriege nieder.

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Zur selben Zeit in Isneauville würdigten Schüler:innen mit einer Ansprache die Opfer und das Ende des Krieges und erklärten, welche Werte ihnen wichtig sind. Zusammen mit Anouk aus Bad Bevensen, selber frühere Austauschteilnehmerin und Gast in der Region, legte eine Schülerin das Blumenbouquet im Namen von Europe Echanges am dortigen Ehrenmal ab.

Anschließend kam Martin Feller, Samtgemeindebürgermeister Bad Bevensen Ebstorf, mit Bürgermeisterin Sylvie Laroche und Den Kindern ins Gespräch.

Am Rande der Veranstaltungen wurden Spenden zugunsten der Organisation Le Bleuet de France gesammelt, die Veteranen, Opfern von Krieg und Terror und deren Angehörigen beisteht. Die Organisation deren Namensgeber und Symbol die Blüte der Kornblume ist (Pendant im angloamerikanischen Raum die Mohnblüte), steht für Solidarität und Erinnerung.

Seinen Ursprung hat die Organisation in den Jahren des ersten Weltkrieges, als auf Anregung zweier Frauen, eine davon Krankenpflegerin, beide mit Partnern im Militär, von Invaliden Blumen aus Stoff und Papier gebastelt wurden. Der Erlös des Verkaufes der Blumen kam damals den Invaliden zugute. Inzwischen sind die Blumen durch Aufkleber ersetzt, die gegen Spenden ausgegeben werden.  Die Organisation berichtet auf ihrer Webseite über ihre Aktivitäten.

Auf einen Coup de l‘Amitié (Glas auf die Freundschaft) trafen sich die anwesenden internationalen Delegationen, zahlreiche gewählte VerteterInnen der Gemeinden, Bürgerinnen und Bürger. Darunter auch Veteranen, die Ehrungen erfuhren.

Am Rande wurde eine Ausstellung über die Résistance mit Schwerpunkt auf nicht-französische Widerstandskämpfer:innen vorgestellt. Mason Norton, Teilnehmer der englischen Delegation, stellte seine bebilderte Doktorarbeit dieses Themas vor. Link auf die Arbeit in Englisch

Bei Interesse kann die bebilderte Arbeit auf Französisch zur Verfügung und ein Kontakt hergestellt werden.

Zur Einweihung des Sente Philippe Milon wurde dann doch noch kurzfristig eine Ansprache der Vorsitzenden des Komitees Uelzen gewünscht – zum Glück mit etwas Vorbereitungszeit. So konnte nach Rücksprache mit Zeitzeugin Roa Hachmann und dem Nachruf von Hans-Peter Hauschild als Basis der große Humanist – wie er vor Ort bezeichnet wurde – auch von deutscher Seite gewürdigt werden. Ein Spazierweg am Rande einer Naherholungsfläche mit Regenrückhaltefunktion – auch eines seiner Projekte –  erinnert jetzt an den Mitbegründer von Europe Echanges Philippe Milon. Die deutsche Delegation mit Ihren Gastgeberinnen Marie Savagner (li) und den beiden Christines zwischen Martin Feller und Katharina Bielenberg.

Am Rande eines gemeinsamen Essens in Ry mit dem Bürgermeister und seiner Stellvertreterin Chantal Petit überreichte Martin Feller dem Vorsitzenden von Europe Echanges, Philippe Emmanuel Caillé eine Siebenstern im Namen der deutschen Delegation und hatte eine Erläuterung dazu auf Französisch vorbereitet. 

Beim anschließenden Rundgang durch den Ort erläuterte Chantal Petit den Gästen die Geschichte um die Befreiung des Ortes von den deutschen Besatzern und wie die Geschichte der Madame Bovary möglicherweise ihren Ursprung in Ry gefunden hat, wo die Familie des Autors Gustav Flaubert verbandelt war. Ob mit oder ohne Beweis, der zum Teil historisch erhaltene Ort mit der Ausstellung alter Postkartenansichten zum Vergleich und Verweisen auf die Geschichte „der Bova(-)Ry“ ist einen Besuch wert.

Ein abendlicher Konzertbesuch rundete das Feiertagsprogramm ab. Quer durch Europa präsentierten Chor und Orchester INTER-VAL aus Rouen Musikstücke – aus England, Italien, Polen, Deutschland, Spanien und Frankreich. Unterhaltsam präsentierten einzelne Musiker nicht nur Solo sondern auch Erläuterungen zur Musik.

Für die Teilnehmenden, die nicht bereits am Samstag abreisen mussten, hatte Europe Echanges einen Besuch in Le Havre organisiert. Ein geführter Besuch des Jardin Suspendu auf der Festung, die das Bombardement der Alliierten glimpflich überstand, obwohl sich die deutschen Besatzer dorthin zurückgezogen hatten, war der Einstieg in den Nachmittag. Besonders beeindruckend die türkisfarbene Blüte des Jadewein in einem der tropischen Gewächshäuser.

Den Zugang zur Architektur der Innenstadt Le Havres zwischen Hafen und Rathaus findet sich nicht so einfach. Der eine denkt an Kasernen, die andere an den sozialistischen Plattenbau. Tatsächlich gibt es Parallelen, erst das Verständnis für die Schaffung von Wohnraum für viele mit neuen Standards, haltbar und doch preisbewusst und alles auf den Trümmern der alten Stadt lässt die Sinnhaftigkeit der modularen Bauweise, des Zuschnitt der Wohnungen und der Anordnung der Häuser erkennen. Architekt Perret erlebte weder die erste Schlüsselübergabe noch die Fertigstellung der Kirche St. Joseph, die nahe des Strandes wie ein Leuchtturm der Stadt wirkt, wobei die bunten Fenster ob des sonnigen Wetters vor allem innen leuchteten.

Das Picknick am Strand rundete den Besuch der Stadt am Abend ab.