Kommunen sage Ja zu Europa

Kommunen sage Ja zu Europa –

Unter diesem Titel fand das Forum für Austausch, Begegnung und Vernetzung 2018 Anfang Oktober in Hannover statt. Organisiert wurde die Veranstaltung durch die Kontaktstelle „Europa für Bürgerinnen und Bürger“, deren Träger sich zum Ziel setzt den kulturellen und politischen Austausch zwischen den vielen Ländern Europas zu fördern.

Einleitend bemerkt der Leiter der Stabsstelle EU-Angelegenheiten der Region Hannover, Andreas Lifting,  manche kommunale Partnerschaften bestünden im gegenseitigen Besuch von Delegationen, oft  Bürgermeistern, man esse  zwei Tage ganz nett und versichere sich gegenseitig ewige Freundschaft.  Andreas Butt Pośnik führt aus, dass gerade dieses Forum und die fördernden Organisationen Anregungen geben und eine Perspektive schaffen wollen für darüber hinaus gehende Aktivitäten. Können sich doch kleinere Kommunen, keine Stabsstelle EU leisten und nicht selten wird das „Ja“ zu Europa doch eher zum „Jein“ oder „jetzt gerade nicht“. Dank der Förderprogramme der EU ist manches dann doch möglich.

So konnten die Teilnehmer schon in der ersten Podiumsrunde aus den gegebenen Beispielen Inspirationen ziehen. Unter der Überschrift Internationaler Jugendarbeit für Alle sind in Wiesbaden benachteiligte Jugendliche, sei es aus Bildungsarmut, finanzieller oder sozialer Armut angesprochen, sich in einem Austauschgeschehen wiederzufinden. Die Resonanz und der Erfolg bestätigen die Organisatoren. Doch ohne Fördermittel wäre eine solche Maßnahme nicht möglich, müssen doch für diese Jugendlichen Unterkünfte und Begegnungsmöglichkeiten außerhalb der eigenen Wohnung organisiert werden. In kleineren Runden erfahren die Interessierten später, welche Fördermöglichkeiten für Jugendarbeit, aber auch für die Erwachsenenbildung, größere oder kleinere sogenannte strategische Partnerschaften mit umschriebenen Zielen oder aber auch für Bürgerbegegnungen möglich sind.

Leider liegt die Förderquote dann aber doch nicht in allen Bereichen bei 100%, wenn zu viele verschiedenen Projekte um Mittel konkurrieren, werden nicht alle mit weniger, sondern einige der Projekte gar nicht gefördert. Es gilt also Beratung in Anspruch zu nehmen und die Projekte inhaltlich zu stärken und insbesondere auch auf ihre Wirkung im Sinne der europäischen Partnerschaft und Verständigung auszulegen. Dazu, so berichten der Vorsitzende eines Partnerschaftsvereins aus Nordhessen und die Vertreterin eines Europahauses in Frankreich, gehört neben der breiten Einbeziehung der Menschen vor Ort auch die Medienpräsenz.

Verschiedene Diskussionsteilnehmer bemängeln, letztere sei häufig nicht einfach zu erlangen. Gelebte Internationalität, internationale Aktionen, Partnerschaften oder Begegnungen – sei es innerhalb einer Gemeinde oder über Grenzen hinweg – könnten nicht die Aufmerksamkeit erlangen wie Negativschlagzeilen im Zusammenhang mit Auseinandersetzungen unter verschiedenen Nationalitäten. Für die Lokalredaktion zu international, für die überregionale Redaktion zu lokal. „Lückenpresse“ nennt das ein erklärter Europaanhänger. Auch Politiker bekommen ihr Fett weg – sie würden die ehrenamtlichen Aktivitäten, z.T. mit EU-Mitteln geförderte Projekte nicht angemessen wertschätzen.

„Europa gerät“ – vorsichtig gesprochen – „weil nicht alle das Zusammenwachsen favorisieren unter Druck“. Welche Aufgabe haben in diesem Zusammenhang kleine Kommunen? fragt der Moderator. Eine wichtige,  wird schnell klar. Die Menschen leben nicht im Kreis, Land oder Bund, sie leben in ihrer Gemeinde, ihrer Stadt, ihrem Dorf. Das ist auch die Zielrichtung der Aktivitäten der Europäischen Union mit ihren Förderprogrammen, durch die Kommunalisierung des internationalen Austausches, durch Partner in der Zivilgesellschaft wird  die Gemeinschaft gestärkt.

Der Aussage, die Jugend sei schwer zu motivieren, sich zu beteiligen, wird widersprochen. Es sei insbesondere nach Brexit und Entfernungstendenzen anderer Mitglieder der EU eine große Fürsprache und Engagement Jugendlicher zu verzeichnen. Dies seien häufig leider jedoch Gruppen, die bereits Vorteile in der Gemeinschaft erfahren, es gelte nun auch jene zu erreichen, die bisher wenig profitieren. Insofern sind daher auch auf Geselligkeit ausgerichtete Austauschaktivitäten zu würdigen und durch nichts zu ersetzen, hier könnten über Gruppen am ehesten auch Europaskeptiker erreicht werden.

In der Volkshochschule Ulm ist es gelungen über gemeinsames Lernen Annäherungen zu schaffen, mit großem Interesse werden fremde Biografien kennen gelernt. In Waldkapell  wurde französischen und holländischen Gästen, zusammen mit den neu ansässigen Syrern und Afghanen ein lehrreiches, aber auch geselliges Programm rund um das Thema Flucht und Herausforderung Integration geboten. Auch hier gemeinsames Lernen und das Erleben von Gemeinsamkeit in der nicht geleugneten und auch eingebrachten Unterschiedlichkeit der beteiligten Nationen.

Das Angebot, verschiedene geförderte Aktivitäten kennen zu lernen wurde lebhaft genutzt, es wurden  anspruchsvolle Projekte vorgestellt und damit gezeigt wo die Fördermittel der Union bleiben, aber auch Wege aufgezeigt mit den eigenen Aktivitäten Unterstützung zu finden und Angebote zur Vernetzung zu nutzen.

Für das Komitee Uelzen nahm Katharina Bielenberg an dem Forum teil.

Beispiel für Vernetzung